Bild 1 Gründungsfoto 1930 (1)
Bild 2 Gründungsfoto 1930 (2)
Bild 3 Mannschaftsfoto 1945 (1)
Bild 4 Mannschaftsfoto 1945 (2)
Bild 5 Mannschaftsfoto 1946
Bild 6 Mannschaftsfoto 1947
Bild 7 Sportplatz Juni 1950 (1)
Bild 8 Sportplatz Juni 1950 (2)
Bild 9 Mannschaftsfoto 1954
Bild 11 Jugendmeister 1954

Chronik 1930-1960

Aus der Vereinsgeschichte des ASV Siegendorf

Saisonen 1930 – 1950

Die ersten Gehversuche in Sachen Fußball wurden von einigen besessenen Siegendorfern im Jahr 1927 auf der Hutweide ("mali gojnik") unternommen, aber erst im Jänner 1930 wurde der ASV Siegendorf offiziell unter seinem ersten Obmann, Bgm. Stefan Springschitz, gegründet. Auf den Gründen der "Oberen Teichwiese" hinter der Schule wurde der neue Sportplatz errichtet und für die Benützung ein Vertrag mit einem Schilling Pacht pro Jahr ausgehandelt. Der geregelte Spielbetrieb wurde im Frühjahr 1931 unter Trainer Johann Schönecker aus Eisenstadt aufgenommen.

Als Gründungsdatum unseres Vereines geht eigentlich der 24.8.1930 in die Geschichte ein: An diesem Sonntag erfolgte vor über 1.000 Besuchern die Sportplatzeröffnung. Dieses Ereignis wurde in der Burgenländischen Freiheit groß herausgestrichen, was damals einer Sensation gleichkam. Siegendorf musste sich im Gründungsspiel der Reservemannschaft aus Eisenstadt mit 1:2 geschlagen geben. 

Gründungsspiel, 24.8.1930:
ASV SIEGENDORF - ASV EISENSTADT-RESERVE ...............  1:2 (0:0)
Siegendorf, 1.000 Zuschauer; Tore: 1:0 Mattaschitz, 1:11:2 Koch (2).
S i e g e n d o r f : Steiger; Horvath Stefan, Eisele Johann; Schaffer Robert, Mattaschitz Johann, Kainer Stefan; Fleck Josef, Hartmann Johann, Springschitz Andreas, Soldatits Ferdinand, Raimann Franz.  E i s e n s t a d t :  Hofer; Ficker II, Staudenherz, Koch, Schwieger, Bauer I; Wallner, Bauer II, Puhr, Hebenstreit, Handl.

Über die Meisterschaftsspiele der Jahre 1931-1938 gibt es in den burgenländischen Printmedien von damals nur lückenhafte Aufzeichnungen. Der ASV Siegendorf spielte zum Teil in der Meisterschaft der "VAFÖ" (Freie Vereinigung der Arbeiterfußballvereine Österreich), ab dem Jahr 1935 sogar in Niederösterreich mit. Im Jahr 1938 verpasste Siegendorf den nö. Meistertitel denkbar knapp: Das Entscheidungsspiel in Moosbrunn ging mit zehn Spielern – mehr standen nicht zur Verfügung – 2:3 verloren!

Das Frühjahr 1934 war für Sportverein, die politisch dem damaligen Ständestaat nicht entsprachen oder deren Funktionäre einer ihm nicht genehmen politischen Richtung angehörten, ein Schicksalsjahr. Die Arbeitersportvereine traf es besonders hart. Man machte kurzen Prozess, löste sie als solche kurzerhand auf und beschlagnahmte das gesamte Vereinsvermögen, das wiederum bei der örtlichen Gendarmerie hinterlegt wurde. Konnte man einem Verein nichts nachweisen, so wurden Nichtigkeiten als Grund zur Auflösung herangezogen. Der Spielbetrieb konnte dennoch unter schwierigsten Bedingungen und unter behördlichen Schikanen weitergeführt werden. Im November 1940 wurde er infolge der Kriegsgeschehnisse endgültig eingestellt.

Nach dem 2. Weltkrieg qualifizierte sich der ASV Siegendorf u.a. mit Kantersiegen gegen Großhöflein (18:0) und Zagersdorf (10:0) für die Meisterschaft 1946/47 der 1. Klasse Mitte. Die ersten Siegendorfer ("Moni" Dragotinits, Horvath, J. Schimetits, Wlasits und Zeichmann) wurde bereits in die Burgenlandauswahl einberufen. Siegendorf beendete die erste Meisterschaft nach dem Krieg nur einen Punkt hinter Neufeld auf dem zweiten Platz.

In der Saison 1947/48 belegte Siegendorf nur einen Mittelfeldplatz. Das Spiel gegen Eisenstadt wurde beim Stand von 2:1 für den ASV abgebrochen, nachdem die Siegendorfer Spieler die Gäste erfolgreich hinderten, einen Handelfmeter auszuführen!

Im darauffolgenden Meisterschaftsjahr hatten die Siegendorfer im Herbst einen sagenhaften Lauf und gewannen alle elf Spiele! Im März 1949 riss die Serie gegen Hornstein (1:2). Nach einer kurzen Schwächeperiode, in der leider auch das Landescupfinale gegen Oberwart fiel (1:5), konnte sich Siegendorf diesmal vor Neufeld den Titel sichern. "Ella" Zeichmann wurde mit 27 Toren Schützenkönig. Der Burgenlandmeister wurde aus den diversen Klassensiegern ermittelt. Die Entscheidung fiel erst im allerletzten Match: Siegendorf musste gegen Oberwart mit 0:1 abermals den Kürzeren ziehen.

In der für das Spieljahr 1949/50 vom BFV neugegründeten Landesliga hatte Siegendorf nach einem äußerste spannenden Titelkampf wieder die Nase vorn und sicherte sich erstmals die BurgenländischeLandesmeisterkrone! Damit war auch die einmalige Chance verbunden, sich in Aufstiegsspielen gegen den steirischen Meister Austria Graz und den nö. Meister SC Wr. Neustadt für die Staatsliga A (der Erstplatzierte) oder B (der Zweitplatzierte) zu qualifizieren. Siegendorf hatte gegen die übermächtige Konkurrenz jedoch keine Chance (u.a. 2:7-Heimniederlage gegen Wr. Neustadt vor 4.200 Zuschauern!) und wurde nur Letzter. In diesem Jahr konnte die Zuckerfabrik als Sponsor für den Sportverein gewonnen werden: Der Verein trug ab diesem Zeitpunkt (bis zu Beginn der Neunzigerjahre) den Namen "ASV Siegendorf-Zuckerfabrik".

 

Saisonen 1950 – 1960

In der Saison 1950/51 errangen die Rotjacken den Vizemeistertitel und schlugen in der Schlussrunde Meister Oberwart mit 2:0. Ludwig Schimetits fixierte beim 5:0-Heimsieg gegen Rechnitz binnen 11 Minuten einen lupenreinen Hattrick (Vereinsrekord!). Auch in der Meisterschaft 1951/52 belegte der ASV den zweiten Platz und stellte dabei zwei weitere, noch bis heute bestehende Vereinsrekorde auf: Gegen Rechnitz siegten Wlasits & Co. mit 15:0 (höchster Sieg), gegen Meister Neufeld ging mit einem 2:2-Remis nach 22 Heimsiegen in Folge eine tolle Serie zu Ende.

Das Meisterschaftsjahr 1952/53 verlief ohne wesentliche Höhepunkte (7. Platz), im Spiel gegen Oberwart am 5.10.1952 musste Siegendorf mit einem 1:2 nach 39 Meisterschaftsspielen die erste Heimniederlage einstecken (Vereinsrekord!).

Das Jahr 1954 steht in goldenen Lettern in der Siegendorfer Vereinschronik: Es begann das "Goldene Zeitalter" für unseren Verein. Der ASV steigerte sich im Verlaufe der Meisterschaft sukzessive und sicherte sich mit einem alles entscheidenden 2:1-Heimsieg über Neufeld durch Tore von Rudi Neudauer und Pepi Pint den Landesmeistertitel und Aufstieg in die zweithöchste österreichische Spielklasse (Staatsliga B). Die Jugendmannschaft des ASV Siegendorf wurde ebenfalls Landesmeister. Bei der Generalversammlung im Feber 1954 wurde Baumeister Ing. Hans Springschitz zum neuen Präsidenten gewählt; er sollte dieses Amt für die nächsten 23 Jahre innehaben!

Mit den Neuerwerbungen Frühauf, Prak und Bicek stellte sich Siegendorf nach Startschwierigkeiten aber relativ rasch auf das höhere Niveau der B-Liga ein und lag nach 8 Runden hinter Sturm Graz sogar auf dem sensationellen 2. Platz. "Moni" Dragotinits kam in die Schlagzeilen, weil er den Ball öfters mit einer Hand fing! Ohne eine einzigen Platzverweis während der gesamten Saison landete der ASV Siegendorf schließlich auf dem hervorragenden 8. Platz. Im Bgld. Landescupfinale fertigte unsere Mannschaft Neufeld mit 8:1 ab. Der absolute Höhepunkt folgte zum Saisonausklang: Am 26.6.1955 schlug Siegendorf anläßlich des 25jährigen Bestandjubiläums den österreichischen Vizemeister Wiener Sportclub vor 3.000 Zuschauern mit 4:0 (!) und sicherte sich noch zum "Drüberstreuen" als Vertreter des Burgenlandes in Graz den ASKÖ-Bundesmeistertitel 1955. 

Freundschaftsspiel; 26.6.1955:
ASV SIEGENDORF – WIENER SPORTCLUB (Österr. Vizemeister) ................. 4:0 (1:0)
Siegendorf, 3.000, SR: Friedl (Klosterneuburg); Tore: Bicek (7., 51.), Dihanich (54., 83.).
S i e g e n d o r f : Dragotinits; Belloschitz I, Gollubits, Wla­sits; Prak, Pri­kosovits; Bicek (Dihanich), Soldatits II, Eisele (Bicek), Neudauer, Szoldatits III (Belloschitz III).  S p o r t k l u b : Szanwald (Bardoun); Skozik (Jaschke); Mach (Koschier), Büll­watsch; Stadlmayer (Hasenkopf), Barschandt (Hoschek); Horak (Novak), Howanitz, Hof, Hoffmann, Hasenkopf. Trainer: Hans Pesser.

Siegendorf nahm den Schwung in die nächstfolgende Meisterschaft mit und blieb bis zum Kirtag 1955 sogar ungeschlagen (2. Platz), beendete den Herbstdurchgang nach der ersten Auswärtsniederlage bei Tabellenführer LASK (1:4 vor 6.000 Zuschauern) als Fünfter. Nach wechselhaften Leistungen im Frühjahr '56 reichte es nur mehr zum 8. Rang.

Ein Wechselbad der Gefühle erlebten Spieler und Anhänger in der Saison 1956/57. Die Abwehr patzte nach Noten, während die Stürmer aus allen Rohren bombten: Siegendorf überwinterte als Vorletzter mit einem Torverhältnis von 48:44. Beim Heimspiel gegen den FC Wien (0:0) kam es zufolge betrunkener Favoritner Schlachtenbummler zu einer Massenkeilerei unter den Zuschauern. Ein tragischer Unfall überschattete die Frühjahrsmeisterschaft. "Tiger" Prikoszovits verlor bei einem Arbeitsunfall in der Zuckerfabrik sein linkes Bein und der ASV Siegendorf einen tüchtigen und beliebten Spieler, der eine kaum schließbare Lücke in der Mannschaft hinterließ. Die Wiener Austria absolvierte in Siegendorf ein Benefizspiel für den verunglückten Siegendorfer Sportler. Der ASV konnte sich erst im allerletzten Spiel vor dem Abstieg retten (10. Platz).

In den darauffolgenden zwei Saisonen landete Siegendorf zweimal auf dem 7. Platz. Siegendorfs Stürmeras Rudolf Neudauer wechselte Anfang 1959 zum Wr. Sportclub und schlug dort großartig ein. Die Derbys gegen Eisenstadt wurden zweimal gewonnen (4:2 und 1:0).

Im Juni 1959 beschloß der ÖFB die Auflösung der Staatsliga B und installierte die Regionalliga Ost. Im ersten Regionalligajahr platzierte sich der ASV Siegendorf als hervorragender Dritter.


Daten aus: Prikoszovits, "Die Vereinschronik des ASV Siegendorf von 1930-2000", 466 Seiten, © Juli 2000.

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