Nach klarem Derbysieg ist ASV voll auf Meisterkurs

Gallos-Elf nach 3:0 in Wulka bereits mit Respektabstand

Die Folgen der Coronavirus-Pandemie: Keine Sportveranstaltungen im Burgenland seit Mitte März, Abbruch der Meisterschaft am 15.4.2020 laut ÖFB-Präsidiums-Beschluss. Nationale und internationale Ligen sowie alle europäische Bewerbe ruhen derzeit. Nicht wenige europäische TV-Anstalten, vor allem die Sportsender liefern ihren Fußballanhängern deshalb „Spiele aus der Konserve“ und strahlen „Highlights“ aus der Vergangenheit aus. Auch wir greifen tief in unser Archiv und präsentieren den Freunden und Anhängern des ASV Siegendorf in den nächsten Wochen interessante Spiele aus der Vereinsgeschichte mit positiven, aber auch negativen Schlagzeilen - so, als ob sie gestern stattgefunden hätten - im gewohnt "aktuellen Format" von heute. Lassen Sie sich überraschen…

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 Historisches: 

Heute schlagen wir das Jahr 1992 auf. In Deutschland müssen sich nach der Wende nun zahlreiche Politiker und Personen des wirtschaftlichen, kulturellen und gesellschaftlichen Lebens mit Vorwürfen auseinandersetzen, in denen ihnen Stasi-Kontakte oder gar eine Mitarbeit angeleistet wurde.
Das ehemalige Jugoslawien war mitten im Krieg. Die UNO unter ihrem neuen Generalsekretär Butros Butros Ghali entsandte Mitte Jänner 1992 die ersten UNO-Offiziere, um die Stationierung von Blauhelmen vorzubereiten. Österreich anerkennt gleichzeitig mit 25 anderen europäischen Staaten die neugebildeten Staaten Slowenien und Kroatien. Am 12.2.1992 werden in Kroatien die ersten UN-Friedenstruppen stationiert. Bosnien und Herzegowina erklären sich am 3.3.1992 für unabhängig und werden am 6.4.1992 von den USA und der EU anerkennt. Am 27.4.1992 gründen Serbien und Montenegro die "Bundesrepublik Jugoslawien" (welche erst 1996 von der EU anerkennt wurde). 
Am 7.2.1992 unterfertigen die damaligen EU-Staaten die "Maastrichter Verträge", welche mit 1.1.1993 in Kraft treten.  Die SPÖ/ÖVP-Regierung ratifiziert am 22.9.1992 den EWR-Beitrittsvertrag. In Österreich tritt am 1.1.1992 der "Führerschein auf Probe" in Kraft. Udo Proksch wird Ende Jänner im "Lucona"-Berufungsverfahren zu lebenslanger Haft verurteilt.
Mit einem einzigen Tagessieg in Bischofshofen holt der Finne Toni Nieminen die Gesamtwertung der Vierschanzenturnier. Am 8.2.1992 eröffnet der französische Staatspräsident Francois Mitterand die XVI. Olympischen Winterspiele in Albertville - mit 6 x Gold, 7 x Silber und 8 x Bronze die erfolgreichsten Winterspiele Österreichs überhaupt. Am 19.3.1992 wird Petra Kronberger zum 3. Mal in Folge Gesamtsiegerin des alpinen Ski-Weltcups.
Der wegen Mordes an mehrere Prostituierten international gesuchte Jack Unterweger wird am 29.2.1992 in Florida verhaftet und Ende Mai nach Österreich ausgeliefert. Der ehemalige Box-Weltmeister Mike Thyson wird in Indianapolis wegen Vergewaltigung einer 18jährigen schuldig gesprochen.
Microsoft bringt am 18.3.1992 "Windows 3.1" auf den Markt. Die Österreichische Gastronomie führt ab 1.5.1992 die 5-Tages-Woche ein.
Im Frühjahr 1992 liefen folgende Hits in den Charts: "To Be With You" von Mr Big, "Save The Best For Last" von Vanessia Williams, "Remember The Time" von Michael Jackson, "I'm Too Sexy" von Right Said Fred, "I Can't Dance" von Genesis, "Stay" von Shakespears Sisters, "Why" von Annie Lennox" und "Tears In Heaven" von Eric Clapton. Clapton hatte bereits im Jänner sein Album "Unplugged" veröffentlicht, das bis heute 24 Millionen Mal verkauft wurde. Kurios: Während eines Konzerts von U2 in Michigan bestellte Leadsänger Bono 10.000 Pizzen.
Eine Woche vor dem Schlagerspiel Wulkaprodersdorf gegen Siegendorf fand in Los Angeles die 64. Oscar-Verleihung statt, der "Abräumer" war "Schweigen der Lämmer" als Bester Film, Beste Regie (Jonathan Demme), Bester Hauptdarsteller (Anthony Hopkins) und Beste Hauptdarstellerin (Jodie Foster). In den österreichischen Kinos lief damals "Ein Hund namens Beethoven" mit Bonnie Hunter, "Vater der Braut" mit Steve Martin und Diane Keaton, "Eiskalte Leidenschaft" mit Richard Gere, "Wie ein Licht in dunkler Nacht" mit Michael Douglas und "Last Boy Scout" mit Bruce Willis.
Bei den Gemeinderatswahlen Mitte März 1992 verlor in Siegendorf die SPÖ mit Bürgermeister Walter Prior zwar 240 Stimmen, konnte jedoch 14 Mandate und die 2/3-tel-Mehrheit halten. Die Bundespräsidentenwahl geht in den 2. Durchgang, bei dem sich am 24.5.1992 Thomas Klestil gegen Rudolf Streicher mit 56,89% der Stimmen durchsetzt. In Deutschland tritt Mitte Mai Außenminister Hans-Dietrich Genscher nach 17 (!) Rücktrittsankündigungen und 18 Dienstjahren doch zurück.
Die "Highlights" des restlichen Jahres nach dem Schlager in Wulkaprodersdorf waren noch:
Ende Mai: ORF, Caritas und Rotes Kreuz starten die Aktion „Nachbar in Not“, um die Notstandsgebiete des ehemaligen Jugoslawien mit Hilfsgütern zu versorgen.
15.7.: Ex-DDR-Staatschef Erich Hohnecker, der in der chilenischen Botschaft in Moskau Zuflucht gesucht hatte, wurde nach seiner Rückkehr in Deutschland auf dem Berliner Flughafen verhaftet.
1.8.: Nach einer Novelle des Weingesetzes darf der seit 1934 verbotene Uhudler-Wein in Österreich wieder verkauft werden.
15.10.: Das Wochenmagazin "New" erscheint erstmals.
31.10.: Unbekannte Täter schänden den Jüdischen Friedhof in Eisenstadt.
14.11.: Ex-Teamchef Ernst Happel stirbt in Innsbruck im Alter von 67 Jahren.
26.11.: Ein Großbrand zerstört die Redutensäle und einen Teil des Dachschuls der Wiener Hofburg, die Lipizzaner müssen evakuiert werden.
28.12.: Paul Iby wird als Nachfolger von Stephan László zum Diözesanbischof von Eisenstadt ernannt. 

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 Sportliche Ausgangssituation: 

Nach vier Jahren in der 1. Klasse Nord konnte die sportliche Talfahrt gestoppt wer­den. Die neue Vereinsleitung unter Präsident Ferdinand Gollubits und Obmann Johann Kruisz engagierte den Ex-Teamspieler Geza Gallos als neuen Trainer, holte von Klingenbach Willi Pavitsich heim und machte mit dem Slowaken Jaroslav Rybár (SC Marchegg) einen Goldgriff. Überdies meldete sich Bomber Rainer Porics nach siebenmonatiger Verletzungspause wieder zurück. Die Vorbereitung war ein Fiasko (kein einziges Testspiel konnte gewonnen werden!), im Kroatencup war gleich in Runde 1 gegen Parndorf (0:2) Schluss. Der Meisterschaftsauftakt bei 2. Liga-Nord-Absteiger Kittsee glich einer "Explosion": 4:0 nach 14 Minuten, Endstand 5:0! Nach dem 3:2-Thriller im Derby gegen Wulkaprodersdorf vor 650 Zuschauern mit zwei Porics-Toren in den letzten 3 Minuten titelte die BF bereits: "Wer kann den Superlauf der Siegendorfer stoppen?" Trotz eines Zwischentiefs aufgrund von bis zu 7 verletzungsbedingten Ausfällen holt sich die Gallos-Truppe den Herbstmeistertitel. Konditionell und mental gestärkt kommt die Mannschaft von einem Trainingslager aus der Slowakei zurück und muss gleich in der 2. Frühjahrsrunde nach Wulkaprodersdorf. Der ASV geht mit einem Zweipunktevorsprung und - gegenüber "Wulka" - mit einem Torverhältnis von +2 in dieses Spitzenspiel.

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 Das Spiel: 

Während der Woche wurde in beiden Ortschaften viel über das bevorstehende Derby diskutiert und natürlich in beiden Lagern "die Messer gewetzt". Beide Mannschaften zeigten sich siegessicher. Der ASV kam im Erstrundenspiel gegen Kittsee (2:0) nur sehr stotternd in die Spur, auch die Prodersdorf hatten - zumindest resultatsmäßig - große Mühe, beim SK Pama trotz guter Leistung und einer Fülle von guten Chancen in letzter Minute noch ein 1:1 zu erringen.  Und dennoch: Mit einem Sieg gegen Siegendorf könnte Wulkaprodersdorf wieder die Tabellenführung übernehmen. Während die Gallos-Elf auch mit einem Punkt leben kann, liegt der Druck des Gewinnes doch eher beim Verfolger.

Bei trockenen Platzverhältnissen und leicht bewölktem Himmel schicken beide Trainer ihre Stammformation in dieses Gipfeltreffen vor über 400 Zuschauern. Trainer Geza Gallos vertraut auf seine starke Abwehr, die bisher nur 13 Gegentreffer hat hinnehmen müssen. Und die Siegendorfer Verteidigung sollte letztlich - das kann man schon an dieser Stelle vorweg nehmen - der "Schlüssel zum Erfolg" werden. Vor allem am überragenden Torhüter György Horvath und am beinharten Vorstopper Karl Terdy, der im gesamten Spiel keinen einzigen Zweikampf verlor (!), bissen sich die Prodersdorfer förmlich die Zähne aus.

Wulkaprodersdorf startet gut ins Match und hat vor allem im Mittelfeld überraschenderweise deutlich mehr Spielanteile. ASV-Regisseur Rybár erhält mit Petrovic einen Leibgendarm, der ihm mit Schritt und Tritt folgt. Unser slowakischer Legionär kommt dadurch zunächst kaum ins Spiel. Auf der anderen Seite läuft fast jeder Ball über Reinhold Paiszler. Der Prodersdorfer Mittelfeldstratege mit der Nummer 10 verteilt klug die Bälle und setzt immer wieder sehr gefährlich die beiden Spitzen, Goalgetter Rudi Neukam und Neuerwerbung Lorenz Luckenberger ein. Aber Libero Gerhard Prikoszovits und Vorstopper Terdy fangen die langen Bälle durch kluges Stellungsspiel ab, während der 16jährige Roman Gornik seinem Gegenspieler Luckenberger ebenfalls kaum einen Zentimeter Raum lässt. So können die Hausherren trotz phasenweise klarer Überlegenheit eigentlich keine wirklich Torchance herausspielen. Die erste Halbzeit spielerisch enttäuschende Siegendorfer Elf hat aber dennoch eine gute Chance auf die Führung, als bei einem Konter Hansi Jankovits nur knapp rechts am Tor vorbei schießt (19.).

Ein Angriff nach dem anderen rollt auf das Tor von György Horvath, aber die Prodersdorfer finden einfach keine Lücke in der Siegendorfer Abwehrphalanx. Einmal geht Paiszler selbst energisch durch, Horvath kann nur kurz abwehren, Terdy rempelt Paiszler von hinten nieder - alle Augen sind auf Schiedsrichter Adelmann gerichtet, aber der entscheidet: Kein Elfmeter! Die Wulkaprodersdorf Volksseele kocht, Schiedsrichter Adelmann muss sich energische Proteste der Hausherren gefallen lassen.  Die Siegendorfer hätten sich über einen Strafstoß nicht beschweren können. So bleibt es bis zur Pause beim torlosen 0:0! Das war aus Sicht des ASV  noch das Beste in den ersten 45 Minuten. Trainer Gallos war hingegen wenig erfreut über die bisher recht dürftige Darbietung seiner Elf, wenigstens stand die Abwehr sicher...

Nach Wiederanpfiff rückt die Siegendorfer Mannschaft etwas von hinten heraus. Kapitän Stefan Strommer reißt nun die Initiative an sich, weil seinem Mitspieler Rybár wegen der "Klette Petrovic" nicht viel gelingen will. Und dann sind es justament Strommer und Rybár, die dem Spiel eine völlig andere Wendung geben. Mit der 57. Minute "bricht" der Spielverlauf: Nach einem Eckball des ebenfalls immer stärker werdenden Begyik legt Strommer per Kopf vor, Petrovic ist eine Sekunde nicht bei seinem Gegenspieler Rybár - und der zeigt in dieser Situation seine ganze Klasse und schießt den Ball im Getümmel mit aller Ruhe aus 11 m überlegt ins rechte Eck. Torhüter Migisch hat keine Chance, Siegendorf führt praktisch aus dem Nichts mit 1:0!

Die Hausherren spielen zwar weiter nach vorne, 20 m vor dem Siegendorfer Gehäuse ist meist Endstation, die ASV-Verteidigung zeigt sich nämlich weiterhin kompromisslos. Dann nimmt Trainer Gallos den etwas müde gewordenen und auch leicht angeschlagenen Jankovits aus dem Spiel und setzt den wieselflinken Willi Pavitsich quasi als zweiten rechten Flügel ein. Ein genialer Schachzug: Pavitsich wirbelt ein ums andere Mal die Prodersdorfer Abwehr durcheinander und geht dann auch in der 70. Minute an der rechten Außenbahn unwiderstehlich durch - und sein Zuspiel setzt der von hinten wie ein Wirbelwind heranbrausende Christian Begyik "mit Schmackes" aus 6 m ins linke Kreuzeck! Wumm, ein einfach geiles Tor... 2:0 für Siegendorf, Riesenjubel im ASV-Lager. Wulkaprodersdorf ist nun sichtlich geschockt. 

Dennoch hätte die Partie noch einmal eng werden können, aber die Siegendorfer haben im Tor einfach einen Keeper mit fast schon Weltklasseformat. Unser ungarischer Legionär "Jure" Horvath zeigt (trotz eines Glasauges!) 15 Minuten vor Schluss bei zwei gefährlichen Angriffen der Heimischen sein großes Können, wehrt zwei Topchancen von Artner und Neukam bravourös ab und hält dadurch seiner Mannschaft den komfortablen Zweitorevorsprung. Dann liegen bei den Prodersdorfer die Nerven blank: Petrovic und Paiszler sehen "blau" und müssen mit einer 10-Minuten-Zeitstrafe vom Platz. Das kommt unserer Mannschaft natürlich sehr gelegen. Damit ist der Dampf bei Wulkaprodersdorf endgültig draußen, der ASV beschränkt sich auf das Verwalten der Führung.

In der Schlussphase kontert unsere in blau-schwarz angetretene Elf nur mehr gelegentlich, aber dann immens gefährlich. Pavitsich vergibt zweimal in aussichtsreicher Position (83., 84.), macht aber in der 88. Minute endgültig den Deckel drauf und versenkt dank seiner Schnelligkeit das Leder zum 3:0 für Siegendorf! Wahnsinn: Während die Wulkaprodersdorfer eigentlich mehr vom Spiel hatten, nutzt Siegendorf jeden kleinen Fehler zu einem nach dem Spielverlauf in dieser Höhe niemals für möglich gehaltenen Kantersieg. Aber so grausam kann Fußball sein, am Ende zählen eben noch immer die Tore!

Die Spieler haben jedenfalls ihrem Masseur, "Pepi-Onkl" Tarrody, zum 73. Geburtstag das schönste Geschenk gemacht. Der ASV führt nun mit einem Respektabstand von vier Punkten die Tabelle an. Nach dem Spiel ging es hoch her bei den Siegendorfer Fans, die im Klublokal ausgelassen feierten und "hüpften" bis in den Morgengrauen.

1. Klasse Nord, 15. Runde; Sonntag, 05.04.1992, 15.30 Uhr:
SV Wulkaprodersdorf - ASV Siegendorf  0:3 (0:0)
Wulkaprodersdorf: Migsich; Radowan; Ivancsics, Gere, M. Glavanits; Wlaschitz (68./Artner), Petrovic, Paiszler, Wuschitz (64./Nabinger); Luckenberger, Neukam.
Siegendorf: G. Horvath; Prikoszovits; Welkovits, Terdy, Gornik; Strommer, Rybár, Jankovits (65./Pavitsich), Chr. Begyik; Porics, Töltl.
Tore: 0:1 Jaroslav Rybár (57.), 0:2 Christian Begyik (70.), 0:3 Willibald Pavitsich (88.).
Blaue Karten: Petrovic (76.), Paiszler (76.).
Ort: Wulkaprodersdorf. Wetter: 8° C (trocken und bewölkt). Zuschauer: 450. Schiedsrichter: Klaus Adelmann (Rechnitz).