Schade - da war mehr drin!

Unglückliche 1:2-Niederlage in Mannsdorf

Im niederösterreichischen Mannsdorf an der Donau erwartete den ASV Siegendorf mit dem do. FC Marchfeld Donauauen am Freitagabend die wohl bisher schwerste Aufgabe in der Ostliga. Die mit ehemaligen Bundesligakickern aufgerüstete Mannschaft von Trainer Thomas Flögel und Sportdirektor Ernst Baumeister gilt als einer der größten Herausforderer von Titelfavorit Stripfing. Dazu kam unter der Woche die Hiobsbotschaft vom Langzeitausfall unseres Abwehrchefs Jakub Nemec, der - so wie es derzeit aussieht - unserer Mannschaft für einige Wochen nicht zur Verfügung stehen wird. Für Trainer Marek Kausich war also wieder Improvisation angesagt und musste die zuletzt so erfolgreich spielende Mannschaft wieder umgebaut werden. Und eines kann man nach den 94 Minuten von Mannsdorf mit Sicherheit behaupten: Die Burschen haben die Aufgaben wirklich sehr gut erfüllt und waren über die gesamte Spielzeit über ein ebenbürtiger Gegner, der sich den Punkt, den wir bis zur 85. Minute gehabt haben, auch hochverdient hätte. Erst ein unglücklicher individueller Fehler, gepaart mit einem "1000 Gulden-Schuss" von Eldis Bajrami begrub kurz vor Schluss unsere Hoffnungen auf einen Punktezuwachs. Letztlich musste unsere Mannschaft mit einer 1:2-Niederlage und somit leeren Händen wieder die Heimreise antreten.

Marchfelder Führung aus dem ersten Angriff
Dabei startete der ASV denkbar schlecht ins Spiel. Etwas mehr als 2 Minuten waren erst absolviert, als Flögel den ersten Torschuss der Hausherren abgibt. Torhüter Gessl war etwas die Sicht verstellt, sodass er den Ball nur kurz bis zu Tobias Teufner abwehren konnte, sodass dieser wenig Mühe hatte, den Ball ins leere Tor zu befördern. Ein idealer Beginn für die Heimischen, mit einem nicht unwesentlichen "Schönheitsfehler": Die Fahne des Assistenten war nämlich oben, der den Torschützen im Abseits sah. Doch leider war Schiedsrichter Günsberg (der sonst eine durchaus solide und faire Spielführung zeigte) hier anderer Meinung. Alle Siegendorfer Proteste blieben erfolglos, und es trat genau das ein, was man unbedingt verhindern wollte - ein schneller Rückstand.

ASV in der Folge zumindest auf Augenhöhe
Doch die Reaktion unserer Mannschaft auf diese - na, sagen wir einmal - umstrittene Regelauslegung war absolut sehenswert. Bis zum Pausenpfiff war dann nämlich kein Unterschied zwischen dem Titelkandidaten und dem Aufsteiger aus dem Burgenland zu erkennen. Eher im Gegenteil - mit jeder Minute wurde unsere Mannschaft selbstbewusster und gefährlicher. Und so hätte es bereits nach 4 Minuten 1:1 stehen können, als Leo Tompte seinem Gegenspieler stehen lässt, aber im eins-gegen-eins gegen Mannsdorf-Keeper Mario Zocher den Kürzeren zog. Ein Duell, das sich im Laufe des Spieles noch mehrmals wiederholen sollte. Überhaupt avancierte der junge Torhüter zum besten Spieler der Hausherren, zumal er in der 16. Minute bei einem platzierten Schuss von Secco aus 16 Metern abermals hervorragend reagierte. Bereits in der 23. Minute heißt es wieder Tompte gegen Zocher, und wieder ist der Schlussmann um die Sekunde früher am Ball. Überhaupt hatte die Mannsdorfer Hintermannschaft mit unserem quirligen Leo ihre liebe Not und bekam ihn nie wirklich in Griff. In der 26. Minute narrt Tompte wieder gleich zwei Abwehrspieler der Hausherren, läuft allein auf das Tor zu, steigt aber unglücklich auf den Ball und weg war sie, die nächste Chance des ASV.
Etwas kurios wird es dann in der 32. Minute: Nach einem langen Abschlag von Pester steht Tompte zwar im Abseits, doch noch BEVOR der Unparteiische dieses ahnden kann, fängt ein Mannsdorfer Spieler den Ball im Strafraum mit der Hand herunter - erst als der Mannsdorfer mit dem Ball in der Hand im Strafraum steht, ertönt auch der Abseitspfiff des Schiedsrichters. Wird wohl schon seine Richtigkeit haben, bizarr war die ganze Szenerie doch allemal.
In Minute 36 rollt dann der zweite gefährliche Angriffe der Heimischen auf das Siegendorfer Tor. Entrup war auf und davon, überspielt Gessl und schießt den Ball in Richtung leeres Tor, wo aber Pester und Zecco im Verein das Spielgerät mit letztem Einsatz noch von der Linie kratzen können. Doch Siegendorf antwortet postwendend mit einer einstudierten Eckballvariante: Frithum serviert den Ball den im Rückraum lauernden Secco, der die Kugel volley übernimmt, das Tor aber um einen halben Meter verfehlt. Das war dann auch die letzte gefährliche Aktion der ersten Hälfte, in der unsere Mannschaft eine sehr ansprechende Leistung zeigte und den favorisierten Hausherren einiges zum Auflösen gab.

Lukas Secco, unser "Mann mit der Pferdelunge", scheiterte mit zwei Distanzschüssen nur knapp.

Nach der Pause bleibt die Partie zunächst ausgeglichen
Die "Mannsdorfer Kuriositätensammlung" erweitert sich dann auch zur Halbzeitpause, da sich die Platzbesitzer scheinbar beharrlich weigern, das Flutlicht einzuschalten. Bereits die Schlussminuten der ersten Hälfte waren von der Sicht her am Limit. Als der Unparteiische dann wieder auf das Spielfeld zurückkehrt und sich nichts geändert hat, musste er selber bei den Mannsdorfer Verantwortlichen intervenieren, damit das Spiel unter regulären Sichtverhältnissen weitergehen kann. Dementsprechend wartete er dann auch ab, bis die Flutlichtanlage ihre volle Leistungsstärke erreicht hatte, womit sich der Wiederanpfiff um einige Minuten verzögerte. OK - auch so geht Energie sparen...
Nach Seitenwechsel zeigen sich vorerst die Gäste "erleuchtet". Kröpfl startet einen Alleingang und Konios kann ihn am erfolgreichen Abschluss hindern. Ansonsten nichts Neues in Mannsdorf: Siegendorf weiter sehr bemüht und sogar mit mehr Spielanteilen, versucht es immer wieder mit schnellen Kontern. Wie auch in Minute 51, als gleich drei Siegendorfer Spieler auf das Mannsdorfer Tor laufen und nur mehr einen Abwehrspieler vor sich hatten. Doch leider schafft es Tompte nicht, den Ball auf Secco und Frithum zu spielen, die mittig vor dem Tor lauerten, und dahin war sie, eine riesige Siegendorfer Tormöglichkeit. Nur einige Minuten später ein toller Vorstoß von Zecco über die linke Seite. Über Frithum kommt der Ball zu Secco, der aber im Mannsdorfer Schlussmann seinen Meister findet.
Unsere Mannschaft muss in der Folge ihrem intensiven läuferischen Aufwand etwas Tribut zollen und steht nach rund einer Stunde Spielzeit nun weiter hinten. Und sofort machen sich die Hausherren bemerkbar, die nun sukzessive die Oberhand gewinnen. In der 67. Minute ist es wieder der Ex-Rapid und St.Pölten-Spieler Maximilian Entrup, der über links auf das Siegendorfer Tor zuläuft, den Ball aber neben das Gehäuse setzt. Nur 2 Minuten später fast eine Kopie dieses Angriffs. Erneut ist Entrup auf und davon, verfehlt abermals das Siegendorfer Tor nur knapp.

Oscar Castellano war wieder einmal an allen Ecken und Enden zu finden.

"Wirbelwind" Tompte schockt die Mannsdorfer mit dem 1:1-Ausgleich
Nach diesen zwei Schockmomenten hat unsere Mannschaft aber die richtige Antwort parat: In der 74. Minute wird Tompte mit einem Longpass von Castellano ideal auf die Reise geschickt. Leo zündet den Turbo, lässt seinen Bewacher Bolland stehen, läuft aus halbrechts auf das Mannsdorfer Tor und kann Keeper Zocher ganz abgegrüht zum 1:1 bezwingen. Dieser Treffer war quasi eine Kopie des 2:0 letzte Woche gegen die Wiener Viktoria. Riesenjubel unter den rund 50 mitgereisten ASV-Fans (die damit zahlenmäßig den Fans der Hausherren nur minimal unterlegen waren). Unmittelbar nach dem Treffer reagiert Trainer Kausich und bringt an Stelle von Basti Lehner und Frithum Jani und Dostal ins Spiel.

74. Minute: Leo Tompte vernascht seinen Bewacher Bolland und trifft zum 1:1-Ausgleich.

Siegendorfer "Blackout" kurz vor Schluss
In der 78. Minute haben dann die Fans den Torschrei bereits auf den Lippen. Milan Martinov bekommt von Jani den Ball zugespielt und zieht aus 30 m ab. Doch einmal mehr ist Keeper Zocher der große Spielverderber und fischt die Kugel sensationell aus dem Kreuzeck. Beide Mannschaften agieren nun mit offenem Visier. Das Siel ist offen und spannend, und es war offensichtlich, dass der nächste Fehler die Entscheidung bringen könnte. Zu unserem Leidwesen passierte dieser Fehler aber unserer Mannschaft. Die beiden Sechser Martinov und Castellano (der zudem ausrutscht ) vertändeln in der Vorwärtsbewegung den Ball. Bajrami ist der Nutznießer, läuft noch einige Schritte mit dem Ball und trifft aus ca. 20 Metern mit links unhaltbar ins Kreuzeck zum 2:1 in der 85. Minute.
Siegendorf versucht dann zwar noch alles, bringt mit Reinisch und Niki Lehner neue Kräfte und beordert auch Armin Pester in den Angriff, doch es wollte diesmal einfach nicht sein. Als nach knapp 95 Minuten der Unparteiische das Spiel beendete, hatte nicht die bessere, sondern die glücklichere und wahrscheinlich auch routiniertere Mannschaft gewonnen.
Unseren Burschen kann man keinen Vorwurf machen, sie haben ein gutes Auswärtsspiel gezeigt und jeder eingesetzte Spieler hat alles gegeben. Und auf dieser Leistung kann man durchaus aufbauen. Das wird auch sehr notwendig sein. Mit dem FC Mauerwerk kommt am kommenden Freitag ein genau so guter Gegner und eine top-besetzte Mannschaft in den SVETA-Group Sportpark, gegen den eine ähnlich starke Leistung erforderlich sein wird.

Im Finish stürmte auch Innenverteidiger Armin Pester.

BFV-Cup bereits am kommenden Dienstag
Weiter geht es übrigens für unsere Mannschaft bereits am kommenden Dienstag, den 23.09.2022, um 19.00 Uhr in der Fußballakademie Burgenland in Mattersburg. Dort trifft der ASV Siegendorf als Titelverteidiger im Rahmen der 2. Runde des BFV Raiffeisen Cup auf den von Josef Kühbauer gecoachten Mattersburger Sportverein 2020 (1. Klasse Mitte).

* * * * *

Stimmen zum Spiel:
Sportlicher Leiter Marchfeld Ernst Baumeister: "Mit dem Sieg haben wir die Punkte geholt aber die Leistung war heute nicht besonders berauschend. Die frühe Führung hat uns nicht die Ruhe gebracht, die ich erhofft habe. Zumindest sind wir defensiv aber sehr gut gestanden. Dann machen wir aber einen Abwehrfehler und kassieren den Ausgleich. Die Reaktion darauf war aber wieder sehr gut und so haben wir uns den Sieg dann auch verdient weil wir über 90 Minuten die aktivere Mannschaft waren." (Ligaportal). "Nach dem 1:0 hat unsere Mannschaft geglaubt, es geht von alleine. Alles in Allem war der Sieg gerecht, wir haben uns das Leben nur wieder selbst schwer gemacht." (meinfussball.at).
ASV-Trainer Marek Kausich: "Nach dem frühen Rückstand hatten wir sogar mehr Spielanteile, waren aber vor dem gegnerischen Tor nicht konsequent genug. Und das ist in der Liga eben anders als im Vorjahr. Da musst du aus einer oder zwei Chancen ein Tor machen, weil man nicht sieben oder acht Chancen erhält. Am Ende wollten wir zu viel. Ich nehme die Niederlage auf meine Kappe, wir hätten vielleicht hinten dicht machen und auf Konter spielen sollen." (bvz).

Weitere Bilder vom Spiel finden Sie in unserem Welbalbum unter folgendem Link:

asvsiegendorf.jalbum.net

Spieldaten:
REGIONALLIGA OST, 4. Runde; Freitag, 19.08.2022, 19.00 Uhr:
FC MARCHFELD DONAUAUEN - ASV SIEGENDORF 2:1 (1:0)
Marchfeld: Zocher; Oroshi, Bolland, Lovric, Teufner (86./Vodilka); Kröpfl, Bajrami (89./Baur), Flögel (86./Harrer), Ortner; Meister (86./Kirschner), Entrup.
Siegendorf: Gessl; B. Lehner (75./Dostal), Zeco, Pester, Konius (88./N. Lehner), Alozie; Frithum (75./Jani), Castellano, Martinov (88./Reinisch), Secco; Tompte.
Gelbe Karten: Kröpfl (37./Unsportlichkeit), Pester (90./Unsportlichkeit).
Tore: 1:0 Tobias Teufner (3.), 1:1 Eleoenai Tompte (74.), 2:1 Eldis Bajrami (85.).
Ort: Aulandstadion, Mannsdorf an der Donau.
Zuschauer: 160.
Wetter: 29,2 °C (leicht bewölkt).
Schiedsrichter: Patrick Günsberger.
Assistenten: Patrick Csobadi, Stefan Tikal.

Statistik:
Tore: 2:1
Gelbe Karten: 1:1
Schüsse aufs Tor: 6:4
Schüsse neben das Tor: 5:4
Eckbälle: 7:5
Ballbesitz (in %): 54:46
Datensätze: betsapi.com; scorebar.com.

Presseberichte:
[25.08.2022] Auf Augenhöhe mit Titelaspirant | Quelle: bvz-Printausgabe Nr. 34 vom 25.08.2022, Seite 79 (pdf-Download unten).
[20.08.2022] Frühes und spätes Tor bringt Marchfeld Heimsieg | Quelle: Ligaportal
[20.08.2022] Bajrami-Kracher rettet drei Punkte | Quelle: meinfussball.at

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BVZ_2022-08-25_Seite_79

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