Siegendorf sichert sich die Winterkrone!
Herbstmeistrschaft 1976 (1)
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Herbstmeistrschaft 1976 (4)
Herbstmeisterelf 1976

Siegendorf sichert sich die Winterkrone!

Grasz-Elf ist nach 2:1 in Neusiedl erstmals Herbstmeister der Regionalliga Ost

Die Folgen der Coronavirus-Pandemie: Keine Sportveranstaltungen im Burgenland seit Mitte März, Abbruch der Meisterschaft am 15.4.2020 laut ÖFB-Präsidiums-Beschluss. Nationale und internationale Ligen sowie alle europäische Bewerbe ruhen derzeit. Nicht wenige europäische TV-Anstalten, vor allem die Sportsender liefern ihren Fußballanhängern deshalb „Spiele aus der Konserve“ und strahlen „Highlights“ aus der Vergangenheit aus. Auch wir greifen tief in unser Archiv und präsentieren den Freunden und Anhängern des ASV Siegendorf in den nächsten Wochen interessante Spiele aus der Vereinsgeschichte mit positiven, aber auch negativen Schlagzeilen - so, als ob sie gestern stattgefunden hätten - im gewohnt "aktuellen Format" von heute. Lassen Sie sich überraschen…

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 Historisches: 

Der nächste Zwischenstopp in unserer Vereinsgeschichte führt uns in das Spätjahr 1976. In Österreich regiert das Kabinett „Kreisky III“ alleine. Bundeskanzler Bruno Kreisky wird beim Bundesparteitag der SPÖ in Wien am 13.3.1976 mit 448 von 451 gültigen Stimmen zum neuen SPÖ-Vorsitzenden gewählt. Der Nationalrat beschließt im Juli einen neuen Mindesturlaub von vier Wochen ab 1.1.1977 und eine Kennzeichnungspflicht (Haltbarkeitsdatum) für Lebensmittel.
Bundespräsident Kirchschlager eröffnet Anfang Feber die Olympischen Winterspiele in Innsbruck, Franz Klammer wird Abfahrtsolympiasieger. Toni Innauer stellt im März in Oberstdorf (Bayern) mit 176 m einen neuen Skisprung-Weltrekord auf. Eiskunstläufer Karl Schäfer, achtfacher Europameister, siebenfacher Weltmeister und dreifacher Olympiasieger, stirbt in Wien im Alter von 67 Jahren. In Wien wird der Rohbau der UNO-City fertiggestellt.
Im Feber 1976 ziehen schwere Sturmböen mit über 135 km/h über Ostösterreich, es gibt schwere Sachschäden und Behinderungen im Straßen- und Eisenbahnverkehr. Am 6.5.1976 (und dann noch einmal am 11.9.1976) erschüttert ein schweres Erdbeben das italienische Friaul.
Im Mai nimmt auch die Wiener U-Bahn ihren regulären Betrieb auf. Toyota verkauft im Juli 1976 sein 20 Millionstes Auto seit 1935, 30% davon werden ins Ausland exportiert.
Am 8.7.1976 wird in Siegendorf das Freilichtmuseum „Spätbronzezeitliche Hügelgräber“ eröffnet.
Mitte Juli wüten infolge langer Trockenheit Waldbrände in der Nähe von Parndorf, der Wasserstand der Donau bei der Reichsbrücke beträgt nur 150 cm.
Am 1.8.1976 um 4.43 h früh stürzt die Reichsbrücke in Wien ein.
Wissenschaftlicher der Nationaluniversität in Canberra (Australien) wollen herausgefunden haben, dass übermäßiges Fernsehen „vergeßlich, eitel, übellaunig und aggressiv“ macht (BF 28.10.1976, 44).
Die Stadtgemeinde von Lancaster (UK) verbietet Ende Oktober 1976 ein Konzert der britischen Punk-Band „The Sex Pistols“ mit der Begründung: „Wir wollen diese Art von Dreck nicht in unserer Stadt!“ (Dieses Verbot lässt ahnen, was noch alles kommen sollte.). In Österreich boomen im Jahr 1976 HiFi-Anlagen. Die Top-Hits im Herbst 1976 waren „Dancing Queen“ von ABBA, „If You Leave Me Now“ von Chicago, „You Should Be Dancing“ von den Bee Gees, „Tonight’s The Night“ von Rod Stwart, „Daddy Cool“ von Boney M, „More Than A Feeling“ von Boston und „Somebody To Love“ von Queen.
Im Kino lief „Rocky“ mit Sylvester Stallone, „Steiner, das Eiserne Kreuz“ mit James Coburn, „Taxi Driver“ mit Robert de Niro und „Einer flog übe das Kuckucksnest“ mit Jack Nickolson.
In Kingston (Jamaika) wird ein Attentat auf Bob Marley verübt, er überlebt und tritt nur zwei Tage später vor 80.000 Zuschauern auf.
Unterrichtsminister Fred Sinowatz eröffnet eine Woche vor dem Spiel Neusiedl gegen Siegendorf die Kunsteisbahn in Eisenstadt.
Eine Woche nach dem Spiel, nämlich am 2.12.1976 kommt es am späten Nachmittag bei strömendem Regen zu einem fürchterlichen Verkehrsunfall bei Frauenkirchen: Die Schaufel einer Schubraupe auf einem Tieflader schlitzt einen vorbeifahrenden, vornehmlich mit Jugendlichen besetzten Autobus auf – Folge: 7 Tote und 10 Schwerstverletzte!
Kurt Waldheim wird im Dezember 1976 als UN-Generalsekretär wiedergewählt.

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 Sportliche Ausgangssituation: 

Nach dem ausgezeichneten Abschneiden im abgelaufenen Regionalliga-Bewerb (6. Platz) verlässt kein Spieler den Verein. Die Siegendorfer Mannschaft nimmt ihre Frühjahrsform in die Herbstmeisterschaft mit, der sie in der Folge ihren Stempel aufdrücken sollte. Gleich zum Auftakt landet die Grasz-Elf mit 2:1 den ersten Auswärtssieg bei FS Elektra seit Regionalligazugehörigkeit! Nach vier Runden führt Siegendorf erstmals die Tabelle an. Das 400. Meisterschaftsspiel in der Regionalliga Ost seit 1959 endet vor 700 Zusehern gegen den FAC 1:1. In der darauffolgenden 7. Runde verliert Siegendorf mit einem 2:3 in Kittsee die Tabellenführung an Aufsteiger Neusiedl. „Siegendorf wirkte zerfahren, keine Formation konnte an die Form der letzten Spiele anschließen,” konstatierte die bvz. Bei der 1:2-Niederlage auf der Spenadlwiese des Prater SV prallt ein harmloser Aufsitzer vor Torhüter Peck auf einem Grasbüschel so unglücklich auf, dass der Ball über ihn ins Tor springt. Erst in der 12. Runde gelingt dem ASV wieder ein voller Erfolg (1:0 gegen Böhlerwerk durch ein Tor von Jakob Steiger). Pepi Solleder wird vom Vorstand nach etlichen Unsportlichkeiten und Undiszipliniertheiten aus dem Kader eliminiert! Das Spitzenfeld ist nun dicht gedrängt. Am 27.11.1976 steigt das große Schlagerspiel beim neuen Leader Neusiedl auf dem alten Sportplatz in der Seestraße. Mit einem Sieg kann Siegendorf an den Neusiedlern vorbeiziehen und sich mit einem weiteren Erfolg im Nachtragsspiel bei Post/WAC die Winterkrone aufsetzen.

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 Das Spiel: 

Nach für November lange Zeit überdurchschnittlich warmen Temperaturen setzen justament am Vormittag im Nordburgenland schwere Schnee- und Regenfälle ein, sodass der anfangs noch größtenteils weiß angezuckerte Neusiedler Sportplatz bald tief und morastig, wenn nicht sogar fast irregulär ist. Das Spiel der Reserve muss zwar abgesagt werden, aber Bundesliga-Schiedsrichter Hannes Siderits pfeift das Match um 14.00 Uhr vor über 1.100 Zuschauern dennoch an. Die Hausherren gelten als leichte Favoriten, zumal sie in der laufenden Meisterschaft daheim erst zwei Punkte abgegeben haben und auf eigener Anlage seit zwei Jahren ungeschlagen sind.

Die Neusiedler beginnen zwar die ersten fünfzehn Minuten bemüht und haben zunächst optisch mehr vom Spiel, sie versuchen es aber meist wirkungslos mit hohen Bällen durch die Mitte, aber die Siegendorfer Abwehr mit den Innenverteidigern Kusolits und Raimann steht bombensicher. Die beiden 19jährigen Neusiedler Stürmer Huber und Karner finden kaum brauchbare Bälle. Huber versucht es daher selbst in der 6. Minute mit einem - wenig gefährlichen - Weitschuss, ASV-Torhüter Peck ist auf dem Posten und fängt sicher. Wenige Minuten später hat Torhüter Peck bei einem raffinierten Freistoß von "Didi" Bauer allerdings doch einige Mühe.

Die ohne den suspendierten Solleder angetretene Siegendorfer Mannschaft findet sich auf dem tiefen, morastigen Terrain weitaus besser zurecht. Das technische versierte Mittelfeld mit Krenn, Prior und Rohrer agiert zielstrebig und fackelt nicht lange herum. Die Bälle werden aus der Abwehr heraus schnell angenommen und sofort flach weitergegeben. Die beiden Sturmspitzen Schöll und Roszenich werden immer wieder mit klugen, produktiven Pässen eingesetzt und können die Neusiedler Abwehr von der Seite aus ein ums andere Mal "aufmachen".

Unsere Mannschaft spielt klug von hinten heraus und hat in der 10. Minute die erste reelle Möglichkeit. Nach einem Eckball steigt der aufgerückte "Bonnie" Raimann energisch hoch, doch das Leder geht nur knapp über das von Brandstätter gehütete Tor. In der 21. Minute nutzt die Elf von Horst Grasz ihre erste große Chance zur 1:0-Führung. Bertl Krenn setzt auf links Hansi Schöll ein, der düpiert den zu weit aufgerückten Lang I, spielt den Ball scharf zur Mitte, Keeper Brandstätter lässt die Kugel fallen, und Jakob Steiger hat keine Mühe einzunetzen. Die Neusiedler Abwehr zeigt nun enorme Abstimmungsprobleme. Nur fünf Minuten später bringt "Fritz" Bruck den Ball nicht weg, und Steiger drückt aus 10 m durch ein Gewirr von Beinen ins reche Eck ein, keine Chance für Torhüter Brandstätter - 2:0 für Siegendorf, sein 6. Saisontreffer!

Der ASV bleibt weiter in der Vorwärtsbewegung, hat das Match eindeutig in der Hand und hätte dieses noch vor der Pause entscheiden können, ja müssen: Nach einer Flanke von Hansi Roszenich ist der überragende Schöll aus kurzer Distanz per Kopf zur Stelle, doch diesmal kann Brandstätter glänzend abwehren (28.). Nach einem herrlichen Zuspiel von "Schöm" Prior braucht Schöll nur mehr eindrücken, doch im letzten Moment kann Bruck noch klären (35.). Kurz vor der Pause kann Steiger zwei weitere gute Möglichkeiten nicht verwerten (40., 44.). Nach packenden ersten 45 Minuten geht es mit einer hochverdienten 2:0-Führung der Rothemden in die Pause.

Nach dem Wiederanpfiff schalten die Neusiedler auf totale Offensive, die Angriffe werden aber immer wieder hoch durch die Mitte vorgetragen und sind meist eine sichere Beute der beiden enorm kopfballstarken Verteidiger Kusolits und Raimann sowie von Torhüter Josef Peck als dem "Herr der Lüfte".  Der NSC findet jetzt einige gute Chancen fast in Minutentakt: Nikischer und Karner scheitern aus kurzer Distanz an der vielbeinigen ASV-Abwehr bzw. am glänzend reagierenden Torhüter Peck, und in der 67. Minute entschärft Peck zudem noch in Weltklassemanier eine Freistoßgranate von Bauer. Ein Tor des Tabellenführers aus Neusiedl in dieser Phase hätte das Spiel womöglich noch kippen können. Die Siegendorfer verabsäumen es dann auch noch, bei ihren brandgefährlichen Kontern den Sack endgültig zuzumachen: Schöll (68.) und Steiger (73.) vergeben zwei Sitzer. Der ASV agiert nun sehr geschickt, lässt Ball und Gegner laufen und routiniert die "Uhr runterticken".

Vier Minuten vor Schluss kommen die Neusiedler noch zu ihrem Ehrentreffer: "Jet" Karner zieht aus 20 m ab, Torhüter Peck scheint ans Leder zu kommen, rutscht jedoch auf dem glitschigen Untergrund aus, und die Kugel flitzt ins Netz - 1:2! Mehr ist an diesem Tag für die "Grünen" nicht drin, die Siegendorfer Abwehr steht bis zum Schlusspfiff geordnet und lässt keine Möglichkeiten mehr zu. Siegendorf gewinnt den großen Schlager in Neusiedl gegen heute eher matte Hausherren letztlich verdient mit 2:1 und setzt sich wieder an die Tabellenspitze.

Das Nachtragsspiel bei Post/WSC gewinnt Siegendorf tatsächlich mit 2:1 durch Tore von Steiger und Schöll und sichert sich erstmals in der zweithöchsten Spielklasse Österreichs seit dem Aufstieg in die B-Liga im Jahr 1954 den Herbstmeistertitel. Übrigens: Von den 14 Herbstrunden lagen dreizehnmal Aufsteiger Neusiedl und Siegendorf an der Spitze, lediglich in der 9. Runde führte Casino Baden.

Highlights
MinuteSpielszene
  6.Erster Torschuss der Hausherren durch Huber aus 17 m, keine Probleme für ASV-Torhüter Peck.
  9.Freistoß für Neusiedl 20 m vor dem ASV-Tor, Bauer zirkelt den Ball über die Mauer, Peck kann mit Mühe abwehren.
10.Eckball für Siegendorf von rechts durch Krenn, in der Mitte steigt "Bonnie" Raimann hoch und köpfelt nur knapp drüber.
21.

Schöll geht an Robert Lang vorbei, seinen scharfen Stanglpass zur Mitte kann Torhüter Fritz Brandstätter nur kurz abwehren, und Jakob Steiger staubt mit seinem 5. Saisontor ab zum 1:0 für Siegendorf!

26.Nach einer Links-Flanke von Roszenich bringt Bruck den Ball nicht weg, Steiger nimmt den Ball im Strafraum kurz an und drückt aus 10 m ab, der Ball geht durch ein Gewirr von Beinen ins rechte, lange Eck - 2:0 für Siegendorf!
28.Wieder eine Maßflanke von "Rosko" auf den Kopf des überragenden Hans Schöll, doch Torhüter Brandstätter pariert mit einer Glanzparade.
35.Prior setzt mit einem Flachpass den rechts durchstartenden Schöll ein, doch Bruck kann im letzten Moment klären.
40.Schöne Aktion über Krenn und Prior, letzterer spielt Steiger frei, der aus 4 m nur noch einschieben muss, zögert einen Bruchteil zu lange, und Brandstätter kann mit Fußabwehr klären.
44.Prior spielt auf Schöll, der lässt durch für Steiger, aber sein Schuss aus 14 m wird eine Beute von Brandstätter.
56.Nikischer kann - von Raimann hart bedrängt - aus 9 m noch abdrücken, Peck tauscht nach unten und hält sicher.
64.Josef "Jet" Karner legt sich den Ball zu weit vor, sodass er nicht mehr richtig zum Abschluss kommt.
65.Karner geht an der rechten Flanke energisch an Springschitz vorbei, sieht in der Mitte Nikischer, doch dessen Schuss kann Peck abwehren.
67.Freistoß für Neusiedl 18 m halbrechts vor dem ASV-Tor, Franz Bauer legt sich die Kugel zurecht, aber Teufelskerl Peck kann wieder großartig parieren.
68.Die Neusiedler bringen einen Eckball nicht weit genug weg, Prior legt auf für Schöll, doch der scheitert vom Elferpunkt am Neusiedler Torhüter.
73.Konter des ASV über rechts durch Schöll, der spielt Steiger frei, aber Keeper Brandstätter kann sich erneut auszeichen.
86.Letzte Torszene des Spiels: Karner zieht aus 20 m ab, Goalie Peck rutscht aus, und der Ball flitzt auf dem gatschigen Boden ins Tor - 1:2 für Neusiedl!

Regionalliga Ost, 26. Runde; Samstag, 13.11.1976, 14.00 Uhr:
SC Sparkasse Neusiedl am See - ASV Zuckerfabrik Siegendorf  1:2 (0:2)
Neusiedl: Brandstätter;  Bochdalovsky, Bruck, Bauer, Lang I; Lang II, Nikischer, Keglovits, Koppitsch (64./Reiner); Huber, Karner.
Siegendorf: Peck; Klikovits, Kusolits, Raimann, Springschitz; Krenn, Prior, Rohrer, Steiger; Schöll, Roszenich (75./K. Szoldatits).
Tore: 0:1, 0:2 Jakob Steiger (21., 26.), 1:2 Josef Karner (86.).
Ort: Neusiedl am See. Wetter: 5° C (bedeckt). Zuschauer: 1.100. Schiedsrichter: Siderits.


HERBSTTABELLE:
1. Siegendorf                       14    7     5     2      20:12    19
2. Kittsee                          14    8     3     3      19:15    19
3. Neusiedl/See                     14    7     4     3      20: 7    18
4. Elektra                          14    7     3     4      29:14    17
5. FAC                              14    7     3     4      15: 9    17

 

 Stimmen zum Herbstmeistertitel: 

Präsident Ing. Hans Springschitz: Natürlich freue ich mich über die sportlichen Erfolge der Mannschaft. Weniger Freude habe ich mit der wirtschaftlichen Situation des Vereins, die zur Zeit nicht gerade rosig aussieht. Es wird Aufgabe der Vereinsveranwortlichen sein, die Winterpause dazu zu benützen, um hier Abhilfe zu schaffen.
Obmann Stefan Benczak: Auch ich glaubte zu Beginn der Meisterschaft nicht daran, dass es der Mannschaft gelingen würde, als Herbstmeister in die Winterpause zu gehen. Dass es doch dazu gereicht hat, ist vor allem der mustergültigen Kameradschaft des gesamten Spielerkaders und der hervorragenden Betreuung durch Trainer Grasz zuzuschreiben. Nicht zuletzt würde ich sagen, dass wir mit Tormann Peck einen recht guten Fang gemacht haben, der nicht unwesentlich zu diesem Erfolg beigetragen hat. Ich glaube aber nicht daran, dass es im Frühjahr genauso gut laufen wird, doch bin ich durchaus der Meinung, dass es zu einem Platz in der oberen Hälfte reichen müsste.
Trainer Horst Grasz: Insgesamt habe ich schon gehofft, dass es uns gelingen würde, die gute Frühjahrsform zu prolongieren, doch an den Herbstmeistertitel wagte ich kaum zu denken, auch wenn dieser nicht unverdient ist. Dieser schöne Erfolg kann vor allem durch den beispielhaften Einsatz und die ausgezeichnete Spieldisziplin der Spieler zustande. Sportliche Höhepunkte waren zweifellos die Spiele gegen Waidhofen, FAC, Neusiedl und Oberwart, bei denen die Mannschaft bewies, dass sie auch begeisterten Fußball zu spielen vermag. Die Frühjahrssaison wird für uns jedoch sehr schwer werden. Erstens werden wir die Gejagten von mindestens sieben aussichtsreichen Titelaspiranten sein und zweitens erscheint mir der Kader nach dem Abgang von Solleder für eine solch schwere und entscheidende Frühjahrssaison zu klein.

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 Outro: 

Ganz Siegendorf fühlte sich nicht nur als Herbstmeister, sondern sah sich schon in der Nationalliga! Doch bevor dieser Traum in Erfüllung gehen konnte, wurde bei der Ge­neralversammlung im Jänner 1977 ein kom­plett neues Führungsteam gewählt. Nach 24-jähriger Leitung des Vereines wurde Prä­si­dent Ing. Spring­schitz durch Stefan Barisits abgelöst und Gast­wirt Karl Ba­rislovits zum neuen Obmann gewählt. Die neue Führung setzte sich als oberstes Ziel die fi­nanzielle Sanierung des Vereines. Und tatsächlich gelang es einem eigens hiefür ins Leben gerufenen Sanierungs­aus­schuss,  den drohenden Absturz in den finan­ziellen Abgrund zu verhindern und einen „stillen Ausgleich” mit den zahl­reichen Gläubigern des Sportvereines herbei­zuführen. Die Befürchtungen von Trainer Grasz, wonach „durch die internen Vorkommnisse im Verein auch die Stimmung bei den Spie­lern gedrückt wurde”, treten ein: Siegendorf verzeichnet einen miserablen Rückrunden­start und holt nur zwei Punkte in den ersten sechs Spie­len! Die komplette Mannschaft ist lange Zeit außer Rand und Band. Erst nach zwei Trainerwechsel kann Siegendorf in den letzten fünf Runden mit zwei Siegen und zwei Remis noch für einen einigermaßen beruhigenden Saisonabschluss sorgen - mit einem allerdings letztendlich enttäuschenden 8. Platz!

Endtabelle der Regionalliga Ost, Saison 1976/77:
 1. Kittsee                           28    17     6     5    45:26    40
 2. FAC                               28    17     5     6    50:18    39
 3. Neusiedl                          28    14     7     7    39:18    35
 4. Baden                             28     9    14     5    30:26    32
 5. Elektra                           28    11     9     8    47:28    31
 6. Oberwart                          28    10    10     8    47:30    30
 7. Böhlerwerk                        28    11     8     9    37:27    30
 8. Siegendorf                        28    10     9     9    31:33    29
 9. Wienerberg                        28     8    10    10    31:33    26
10. Schwechat                         28     9     7    12    32:32    25
11. Waidhofen/Y.                      28     9     7    12    30:38    25
12. Prater SV                         28    11     3    14    37:55    25
13. Post/WSC                          28     7     6    15    24:40    20
14. Rechnitz                          28     7     6    15    24:56    20
15. Pinkafeld                         28     3     7    18    13:57    13


Fortsetzung folgt:
1980: Landesliga-Quali: Selbstfaller in Ollersdorf

© mp, 13.05.2020

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