Siegendorf verabschiedet sich ehrenvoll vom ÖFB-Cup

ASV unterliegt Bundesligist LASK "nur" 0:3!

Erwartungsgemäß gab sich der Bundesligist letztendlich keine Blöße und schaffte auch verdient den Sprung in die nächste Cuprunde. Weniger geschmeckt dürfte den Linzern aber der Umstand haben, dass sie im Dauerregen von Wiener Neustadt zumindest 73 Minuten stark gefordert waren. Keine Rede von einem "gemütlichen Betriebsausflug nach Niederösterreich", und Trainer Dominik Thalhammer war gut damit beraten, seine "Einser-Garnitur" ins Rennen zu schicken. Dass dem so war, war nebst einer schwachen Linzer Chancenauswertung vor allem der Verdienst einer starken Siegendorfer Defensivleistung.

Trainer Josef Kühbauer schickte die Mannschaft mit einem strikten Defensivkonzept aufs Feld, das diese auch sehenswert umsetzte und am Ende trotz der Niederlage vom Siegendorfer Anhang auch mit viel Applaus verabschiedet wurde. Die Mannschaft trotzte dem Gegner und den unwirtlichen Umständen mit Starkregen und zeitweise Blitz und Donner und lieferte eine aufopfernde Mannschaftsleistung. Der ASV konnte sich auf eine ganz starke 5er-Abwehrreihe rund um den überragenden "Turm in der Schlacht" Andi Dober und einen Raphi Renger im Tor verlassen, der mit unglaublichen Paraden die Gäste schier zur Verzweiflung brachte.

Natürlich war der LASK über 90 Minuten die spielerisch klar dominierende Mannschaft, und natürlich hatten sie in allen Statistiken auch klar die Nase voran. Mit Fortdauer des Spieles merkte man aber auch mehr und mehr eine gewisse Unsicherheit beim Bundesligisten ob des torlosen Spielstandes. Obwohl der LASK vor allem in den ersten 20 Minuten viel Druck erzeugte und unsere Abwehr ständig auf Trab hielt, fand der ASV nach einem tollen Zuspiel von Prosenik und einem Fehler von Trauner nach 10 Minuten durch Ivanovic seine beste Möglichkeit im Spiel vor. Apropos Trauner - abgesehen von diesem Schnitzer, bestätigte der Linzer Kapitän aber eindrucksvoll, warum er als bester Kopfballspieler der Bundesliga gilt. Vor allem nach Eckbällen ging von ihm stets höchste Gefahr aus. Aber die Linzer hatten neben einer unermüdlich rackernden Siegendorfer Mannschaft auch noch mit ihrer mangelhaften Chancenauswertung zu kämpfen. In den nachstehenden Highlights sind diese auch minutiös und sehr detailliert angeführt, sodass ich mir deren Aufzählung ersparen kann.

Der LASK verzeichnete eine Unmenge von Eckbällen, versuchte das Spiel breit zu machen, schlug dutzende Flanken in den Siegendorfer Strafraum - was immer sie aber auch versuchten, der ASV hatte stets die richtige Antwort parat, wurde mit zunehmender Spieldauer immer sicherer und hatte - wie schon oben angeführt - einen "Hexer" im Tor. So blieb es nach 45 Minuten beim 0:0 - zweifelsohne ein erster großer Erfolg für unsere Mannschaft.

Nichts Neues vorerst dann nach dem Wechsel. Renger rettet akrobatisch gegen Holland, ehe dann ein Eckball in der 54. Minute doch zum Linzer Führungstreffer führte. Allerdings mit viel Pech für unsere Farben, weil Dober und Renger sich beim Klärungsversuch gegenseitig behindern und der Ball so beim Ex-Mattersburger Andreas Gruber landet, der wenig Mühe hatte, ins leere Tor zu köpfeln. Wie groß der Stein der Linzer Erleichterung damit war, hat der anschließende Torjubel gezeigt, der so gar nicht dem eines Treffers gegen einen Viertligisten entsprach.

Trainer Kühbauer bewies Mut, brachte mit Markic, Buliga und Buljubasic neue Offensivkräfte. Wirklich in Verlegenheit konnten aber auch diese Wechsel den LASK nicht bringen. Der Bundesligavertreter blieb klar tonangebend und zweikampfstärker, wenn auch die großen Möglichkeiten fehlten. Die Linzer kontrollierten das Spiel und hatten zudem in der 73. Minute auch das Glück auf ihrer Seite. Dober klärt einen Flankenball von Holland und trifft bei seinem Abschlag den vor ihm stehenden Balic, von dessen Körper der Ball im hohen Bogen über Renger ins Tor segelt. 0:2 nach 73 Minuten und die Vorentscheidung, weil natürlich auch die Kräfte bei unserer Mannschaft auf dem tiefen Boden mehr und mehr schwanden.

Der ASV ließ sich aber nicht hängen und gab bis zum Schlusspfiff alles. Trotzdem konnten die ca. 120 LASK-Fans auch noch ein drittes Mal jubeln. Wieder war es ein Eckball von Michorl, der diesen ideal zur Mitte bringt, wo Raguz ungedeckt zum 0:3 einköpfeln kann - eigentlich die einzige Unachtsamkeit der Hintermannschaft in der gesamten Spielzeit.

Der LASK schafft wie erwartet den Aufstieg in die nächste Cuprunde. Doch trotz der Niederlage hat sich unsere Mannschaft ausgezeichnet präsentiert und kann erhobenen Hauptes das Wiener Neustädter Stadion verlassen. Fast eine Stunde konnte man gegen den Bundesligaverein und Europa League-Achtelfinalisten ein torloses Remis halten. Kompliment an die gesamte Mannschaft, die eine beherzte und sehr kampfstarke Vorstellung abgeliefert hat und bei äußerst schwierigen Umstände durchaus stolz auf das Gezeigte sein kann.

Stolz kann man beim ASV Siegendorf aber auch auf die Durchführung des Spieles in Wiener Neustadt sein. Mit großartiger Unterstützung der Verantwortlichen des SCWN ist es gelungen, einen perfekten Fußballabend zu organisieren. Schade, dass der sintflutartige Regen vor dem Spiel mit Sicherheit einige Fans vom Besuch abgehalten hat. Aber die, die dort waren, waren begeistert und haben ein außergewöhnliches Spiel gesehen: Im ÖFB-Cup und das noch dazu zur "Prime Time" österreichweit live im Fernsehen gegen einen Bundesligaverein spielt man halt auch nicht alle Tage - es sei denn, man spielt beim ASV Siegendorf, dann hat man dieses Vergnügen in drei Jahren bereits zum zweiten Mal.

Jetzt gilt es aber rasch zu regenerieren, geht es doch am kommenden Dienstag mit dem verschobenen Heimspiel gegen Deutschkreutz (01.09.2020; Spielbeginn: 19:30 Uhr) schon wieder weiter. Da deren Spiel gegen Wiener Neustadt abgesagt wurde, erwartet uns ein ausgeruhter und bis in die Haarspitzen motivierter Gegner. Das wird ein richtig interessantes Spiel werden, das da im SVETA Group Sportpark ins Haus steht....

Highlights:

Minute	Spielszene
5.	Ein Schuss von Trauner aus 15 m wird von Andi Dober zur Ecke abgefälscht.
10.	Nach Zuspiel von Prosenik und "Stockfehler" von Trauner geht Ivanovic aufs LASK-Tor, doch Trauner erkämpft sich den Ball wieder und blockt Ivanovic noch im 16er ab.
13.	Raguz bedient rechts im Strafraum Balic, dessen Schuss aus 9 m vorbei am langen Bein von Renger prallt an den linken Pfosten, Bastian Lehner putzt aus.
16.	Eckball von links durch Michorl, Trauner steigt 8 m vor dem Tor hoch, köpfelt in Richtung rechtes, unteres Eck, doch Renger kann mit Parade zur Ecke abwehren.
18.	Bei einer langgezogenen Linksflanke von Renner segelt Renger am Ball vorbei, aber auch Reiter und Peinsipp kommen an das Leder nicht mehr heran.
26.	Wieder Eckball von links durch Michorl, Trauner verlängert in der Mitter per Kopf, Renger streckt sich, kommt nicht an die Kugel heran, Filipovic nickt ein, Prosenik klärt den Ball hinter der Linie, aber Linienrichter Weiß deutet seinem Schiedsrichter: kein Tor!
28.	Ranftl flankt von rechts, Reiter kommt aus 6 m zum Kopfball, Torhüter Renger kann großartig parieren.
30.	Ein Schuss von Michorl aus der Drehung aus 14 m geht rechts am ASV-Tor vorbei.
34.	Michorl flankt von links in den 16er auf Raguz, dessen Kopfball aus 9 m lupft Torhüter Renger mit einer Hand über die Latte!
36.	Der LASK kontert den ASV aus über rechts durch Reiter, scharfer Stanglpass zur Mitte auf Raguz, Dober rettet mit einer riskanten Grätsche zur Ecke.
53.	Schuss von Holland aus 20 m, Tullis fälscht ab, der Ball springt in hohem Bogen aufs Tor, Renger ist blitzschnell wieder auf den Beinen und rettet mit der Faust noch zur Ecke.
53:29	Im Anschluss an diesen Eckball flankt Michorl von rechts in den ASV-Strafraum in Richtung linkes 5er-Eck auf Trauner, der gewinnt das Kopfballduell, Renger will mit einer Hand klären, wird dabei von Dober etwas behindert, der Ball landet bei Gruber, gegen dessen Kopfball aus 10 m aufs leere Tor kommt Prosenik zu spät - 0:1 für den LASK!
59.	Nach einem Zuspiel des eingewechselten Andrade drückt Michorl von der Strafraumgrenze ab - päng, an den linken Pfosten!
65.	Gruber bedient Raguz mit einem Schlenzer aus 18 m in den 16er, Raguz scherzelt den Ball aus 10 m per Kopf über Renger und knapp übers Tor.
68.	Balic flankt scharf von rechts zur Mitte, Raguz scheitert aus kurzer Distanz an Renger, den Nachschuss von Andrade blockt Tullis ab.
72:24	Rechtsflanke von Holland, Dober will abschlagen, trifft dabei den vor ihm stehenden, sich abwendenden Balic am Rücken, und die Kugel segelt in hohem Bogen über Torhüter Renger ins Tor - 0:2 für den LASK!
81.	Gruber drückt aus 18 m ab, Renger tippt den Ball mit toller Parade über die Latte. Den Eckball von rechts setzt Michorl einmal mehr auf den Kopf von Trauner, aber Renger kann mit Parade gerade noch vor Madsen klären.
88:17	Eckball von rechts durch Michorl, Raguz köpfelt in der Mitte aus 4 m wuchtig ins linke Eck - 0:3 für den LASK!

Spieldaten:

Uniqa-ÖFB-Cup, 1. Runde; Samstag, 29.08.2020, 20.30 Uhr:
ASV Siegendorf - LASK 0:3 (0:0)
Siegendorf (5-3-1): Renger; B. Lehner (77./Markic), Tullis, Dober, Wölfer, Peinsipp; Ivanovic (59./Secco), Drga (59./Buljubasic), N. Lehner, Höpler (59./Harrer); Prosenik (73./Buliga).
LASK (3-4-3): Schlager; Wiesinger (77./Ramsebner), Trauner, Filipovic; Ranftl, Holland (77./Madsen), Michorl (91./Grgic), Renner (52./Andrade Cedeno); Reiter (52./Gruber), Raguz, Balic.
Tore: 0:1 Andreas Gruber (54./Kopfballtor), 0:2 Husein Balic (73.), 0:3 Marko Raguz (89./Kopfballtor).
Gelbe Karten: -
Ort: Wiener Neustadt Arena.
Wetter: 18° C (Regen).
Zuschauer: 900.
Schiedsrichter: Mag. Markus Hameter (Tulln).
Assistenten: Maximilian Weiß, Ing. Alexander Borucki.

Statistiken:

Modus	ASV Siegendorf - LASK
Eckbälle:	1:17
Torschüsse:	2:25
Schüsse aufs Tor:	0:11
Schüsse neben das Tor:	2:14
Ballbesitz:	23 : 77 %

Datensätze:

Stimmen zum Spiel:

ORF-Kommentator Herbert Prohaska (zur Pause): Man muss Siegendorf ein großes Kompliment aussprechen. Sie geben alles, was sie haben, sind taktisch hervorragend eingestellt und machen es dem LASK total schwer. Der LASK ist zwar läuferisch und zweikämpferisch stärker, aber umso näher der LASK dem Siegendorfer Tor kommt, um so weniger Ideen oder präzise Pässe haben sie. Außer dem Stangenschuss hatten sie praktisch keine Möglichkeiten. Siegendorf macht das super, obwohl sie kaum in die gegnerische Hälfte kommen. Andi Dober hält aufgrund seiner Erfahrung die Mannschaft sehr gut zusammen.
LASK-Manager Jürgen Werner (zur Pause): Wir machen es gut, haben nichts zugelassen, haben einige Chancen gehabt und 13:0 an Corner. Es ist halt nur nichts rein gegangen. Uns fehlt vielleicht vorne die letzte Durchschlagskraft. Aber wenn man gegen einen unterklassigen Gegner spielt, wartet man nur auf das erste Tor, dann geht es viel lockerer.
Herbert Prohaska: Der LASK hat in dieser Höhe völlig verdient gewonnen, sie haben praktisch auf ein Tor gespielt. Aber Siegendorf hat defensiv sehr gut agiert, bitter war nur, dass sie bei den ersten beiden Toren kräftig mitgeholfen haben und dadurch dem LASK den Sieg bescherten. ASV-Torhüter Renger ist heute gefolgen wie Supermann, beim 2:0 konnte er den Ball aber nicht frei wegfausten, weil er von Andi Dober etwas behindert wurde. Das war glücklich für den LASK.
LASK-Torschütze Andreas Gruber: Ich bin überglücklich, dass ich bei meinem ersten für Spiel für den LASK gleich treffen konnte. Großes Lob an die Mannschaft, die schon erste Halbzeit gut gespielt, aber nur das Tor nicht gemacht hat. Siegendorf hat auch einen sehr guten Tormann gehabt hat und eine sehr gute Truppe mit einigen Ex-Bundesligisten. Wir haben aber letztlich gezeigt, dass wir eine Bundesligamannschaft und verdient vom Platz gegangen sind.
ASV-Kapitän Andi Dober: Wir wollten dem LASK das Leben so schwer als möglich machen. Ich glaube, dass ist uns gelungen. Ich bin gerade bei ihrer Kabine vorbei gegangen, die haben jubelt, als ob sie den Cup gewonnen hätten. Das zeigt schon, dass wir stolz auf unsere Leistung sein können, denn einfach haben wir es ihnen nicht gemacht. Dass sie dann verdient gewonnen haben, steht außer Frage. Gratulation an den LASK, sie haben eben eine sehr starke Truppe. Wir haben das Bestmögliche gemacht und wollten das Spiel so lange als möglich offen halten. Ich bin richtig stolz auf diese Mannschaft! Es war bei diesem Wetter ein richtig geiler Cupfight, jeder hat sich voll hinein gehauen in diesem tollen Stadion und hat sicher etwas dazugelernt für die Zukunft. Ich hau‘ mit meinem Alter zwar etwas den Durchschnitt zusammen, aber wir haben ja noch ein sehr junge Truppe. Am Platz gebe ich immer 100%, ich habe versucht, meine ganze Routine der Mannschaft zu übermitteln, was mir, so glaube ich, ganz gut gelungen ist. Das Cupspiel war für uns einfach ein Zuckerl, daraus hat ein jeder etwas lernen können. Am Dienst geht das richtige Leben für uns los, da haben wir das erste Meisterschaftsspiel, in das wir nun mit breiter Brust hingehen können.
LASK-Trainer Dominik Thalhammer: Der Schlüssel lag heute in unserer Geduld: Wir sind das ganze Spiel über ruhig und konzentriert geblieben, haben die Spannung nicht verloren. In der zweiten Halbzeit ist es uns schließlich gelungen, den Bann zu brechen und die Führung zu erzielen. Nach einer längeren Durststrecke ist uns im heutigen Spiel endlich der Knoten geplatzt: Dieser Sieg gibt uns viel Kraft und stimmt uns positiv für die nächsten Runden. Besonders freue ich mich für Andreas Gruber, der gleich im Debüt einen Treffer erzielen konnte: Er hat heute bewiesen, dass er eine sehr gute Verstärkung für uns ist.

Multimedia:

Bilder zum Spiel finden Sie auf:

Bildergalerie
asvsiegendorf.jalbum.net [mit ausführlichem Bildmaterial: 171 Bilder!]

Credit: Die Fotos "500_0012", "500_0068" und "500_0177" auf dieser Seite wurden uns dankenswerterweise von SCWN-Fotograf Andreas Karner zur Verfügung gestellt.

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