Unfassbar! Unvorstellbar!

Nach vergebenem Elfer in der Schlussminute bestraft - 0:1 bei Wr. Viktoria

Der Fußball ist leider nicht immer gerecht. Und am Samstagnachmittag war er in Meidling sogar äußerst ungerecht zu unserer Mannschaft. Wir haben fast alles richtig gemacht, aber leider auf das Wesentlichste vergessen - das Tore schießen. Und wenn man kein Glück hat, dann kommt meistens das Pech auch noch dazu - und da rede ich gar nicht vom vergebenen Elfmeter, sondern von den vielen, vielen ausgelassenen Möglichkeiten bis dorthin. Siegendorf hätte als klarer Sieger vom Feld gehen müssen, doch das Glück war diesmal ganz offensichtlich auf Seiten der Viktoria. Deren Trainer Toni Polster hat es nach dem Spiel via Lautsprecher laut verkündet: "Siegendorf war heute die klar bessere Mannschaft und wir hatten sehr viel Glück, nicht nur beim Siegtreffer in der 90. Minute" . Hilft aber alles nichts. Wenn man aus 9 (!) hochkarätigen Möglichkeiten kein Tor erzielen kann, wird man am Ende meistens bestraft und in diesem Spiel erfolgte die Bestrafung in der Schlussminute.

Im Minutentakt eine Topchance nach der anderen vergeben
Trainer Jusits hat seine Ankündigungen wahr gemacht und eine sehr offensiv eingestellte Siegendorfer Mannschaft nominiert, die erstmals heuer im 4-4-2 mit den Angreifern Alak und Stursa auflief. Dazu standen Florian Frithum und nach längerer Verletzung auch Lukas Secco wieder in der Startaufstellung. Und das neue Gesicht stand der Mannschaft wirklich gut. Nach einigen Minuten Eingewöhnungsphase auf die - sagen wir mal - "sehr speziellen Platzverhältnisse" kam die Siegendorfer Angriffsmaschinerie von Minute zu Minute besser ins Rollen und ließ sich auch von der phasenweise etwas rustikalen Spielweise der Hausherren nicht beeinflussen. In der 16. Spielminute gab es bereits die erste Großchance für unsere Mannschaft: Nach einem abgewehrten Freistoß für die Viktoria funktioniert das Umschaltspiel (fast) perfekt. Wydra bedient per weitem Pass Stursa, dessen Stangler Alak im Rutschen erreicht und der aus 2 m nur mehr  ins leere Tor einschieben muss, doch der Ball wird im letzten Moment von Mwatero knapp vor der Linie zum Eckball abgewehrt.

16. Minute. Can Alak vergibt aus 2 m diese erste Riesenchance!

Der Ball wollte einfach nicht über die Torlinie
Auch die nächste große Chance geht wieder von Dominik Wydra aus, der per Idealpass Jani auf die Reise schickt. Dieser kommt um den Bruchteil einer Sekunde gegen Keeper Arnberger zu spät, den Abpraller können die Heimischen mit Mühe aus der Gefahrenzone bringen (24.). Keeper Arnberger war zum ersten, aber zum Siegendorfer Leidwesen nicht zum letzten Mal Viktorias Retter in höchster Not. Sekunden später bedient Frithum mit einem Lochpass den durchstartenden Stursa, der hat nur mehr Arnberger vor sich, zögert mit dem Abschluss nur um den Bruchteil einer Sekunde zu lang, sodass Mwatero noch dazwischen spritzen kann. Nur drei Minuten danach haben die zahlreichen ASV-Fans den Torschrei neuerlich auf den Lippen, als Jani für Secco auflegt und dessen Schuss vor der Linie abgewehrt werden kann. In dieser Tonart geht es weiter. In Minute 28 landet ein weiter Abschlag von Pester bei Stursa, der nicht im Abseits steht und aus halblinker Position allein auf Keeper Arnberger zuläuft. Seinen Schusmit dem linken Fuß kann aber der Viktoria-Keeper per Fußabwehr klären - und wieder ist eine gute Möglichkeit dahin.
Von der Heimstärke der Hausherren war bislang wenig zu sehen, auch weil die Siegendorfer Defensive einen ausgezeichneten Job verrichtete. Für die offensiven Highlights sorgte aber auch weiterhin ausschließlich unser ASV. In der 37. Minute kann Secco einen weiten Befreiungsschlag von Schmiedl erlaufen und läuft auf Keeper Arnberger zu. Doch der Schlußmann der Wiener behält im 1:1-Duell erneut die Oberhand. In der 40. Spielminute muss er erneut in höchster Bedrängnis retten, als Alak fast eine zu kurz geratene Kopfrückgabe eines Viktoria Abwehrspielers erreicht.

24. Minute: Paulo Jani scheitert am 31jährigen Viktoria-Keeper Arnberger.

25. Minute: Schieß doch!!! Stursa zögert um den Hauch einer Sekunde zu lang und wird von Mwatero im letzten Moment geblockt.

28. Minute: Stursa geht links duch, aber Viktoria-Keeper Günther Arnberger pariert wieder.

37. Minute: Das hätte es sein müssen! Lukas Secco scheitert im 1:1-Duell an Arnberger.

40. Minute: Arnberger rettet im Herauslaufen vor Alak.

45. Minute: Frithum zieht die Kugel aus 9 m haarscharf links vorbei.

Schmeichelhaftes Pausenremis für die Hausherren
In der 43. Minute dann auch die erste gute Möglichkeit für die Hausherren. Nach einem weiten Flankenball herrscht kurz Verwirrung im Siegendorfer Strafraum, und plötzlich taucht Mwatero allein vor Gessl auf, der sich aber breit macht und diese Chance vereiteln kann. Das wäre doch des Guten zuviel gewesen, wenn die Heimischen mit ihrem ersten Torschuss knapp vor der Pause auch noch in Führung gehen. Kurz vor der Pause ergibt sich nach einem Eckall eine weitere gute Chance für Siegendorf, als Torhüter Arnberger einen Kopfball von Alak kurz abwehren kann, doch der Schuss von Frithum aus 9 m streift links am Tor vorbei. Das war dann aber der letzte Höhepunkt in einer rassigen und sehr umkämpften ersten Hälfte, in der aber Siegendorf eindeutig mehr und auch die klareren Chancen vorgefunden hat. So gesehen ein eher schmeichelhafter Halbzeitstand für die Platzbesitzer.

Siegendorf in Überzahl dem Sieg nahe
Die zweiten 45 Minuten begannen sehr umkämpft und ausgeglichen. Die erste gute Möglichkeit hatte wieder der ASV. Zecco Sturmlauf über links, scharfer Stangler und Jani trifft den Ball voll, verfehlt aber das lange Eck. Auch die nächste Siegendorfer Großchance ließ nicht lange auf sich warten: In der 62.Minute schlägt Wydra einen Foulfreistoß Richtung zweiter Stange, wo Schmiedl perfekt zum Kopfball kommt. Aber schon wieder ist es Teufelskerl Arnberger, der auch diese Möglichkeit zunichte macht. Es war einfach nur zum "Haare raufen". Siegendorf spielte und kombinierte im Stile einer Heimmannschaft und hätte bis zu diesem Zeitpunkt bereits klar in Führung liegen müssen.
Ich will mir hier eine weitere Aufzählung der guten Einschussmöglichkeiten für unsere Mannschaft ersparen, sondern mich auf die wesentlichen Ereignisse in den letzten 20 Minuten beschränken. Da war vorerst die 67. Minute, in der Trainer Jusits Frithum, den ausgepowerten Secco sowie den glücklosen Stursa durch Leo Tompte, Oscar Castellano und Oliver Bacher ersetzte. Und die Umstellung scheint bereits 3 Minuten später Früchte zu tragen. Nach einem Foul an Tompte sieht Viktoria Spieler Allhasan die Ampelkarte. Siegendorf damit numerisch im Vorteil, was allerdings am kleinen Viktoria-Kunstrasenplatz nicht so ins Gewicht fällt.

75. Minute: Dieses Tor von Oscar Castellano wird wegen Abseits aberkannt.

Can Alak hat die große Elfmeter-Chance
Unmittelbar danach dann doch Jubel bei den vielen ASV-Fans am Viktoria Platz. Wydra setzt mit einem präzisen Pass Alak ein, Keeper Arnberger klärt knapp außerhalb des Strafraumes per Fußabwehr, aber nur bis zu Castellano, der aus über 20 Metern den Ball perfekt  ins leere Tor schlenzt (75.). Aber leider hatte der Assistent davor eine Abseitsstellung von Alak gesehen und die Fahne oben. Eine umstrittene Entscheidung, die wir aber so akzeptieren mussten. Siegendorf erhöht weiter den Druck, und in der 77. Minute schien sich alles doch zum Guten zu wenden. Jani dribbelt sich durch die Abwehr der Wiener und wird knapp innerhalb des Strafraumes von Mwari gelegt. Da der Ball direkt Tompte vor die Füße fällt, wartet Schiedsrichter Karner noch den Vorteil ab, den Leo aber leider nicht nutzen konnte und die Kugel neben das Tor schoss. Jetzt folgte der logische Elferpfiff. Can Alak, der noch in der Vorwoche souverän verwertet hat, läuft an und drischt die Kugel über das Tor - Ach du meine Güte, auch das noch! Der vergebene Strafstoß passte leider nur zu gut ins glücklose Auftreten unserer Mannschaft.

77. Minute: Auch das noch: Can Alak drischt den Foulelfmeter übers Tor!

Am Ende doch noch von den Hunden gebissen
Unsere Mannschaft war sichtlich geschockt, und der Spielfluss war plötzlich weg. Dennoch hatte Siegendorf noch eine letzte, ganz dicke Chance in der 83. Minute im Anschluss an einen Eckball, als Pester per Kopf aus kurzer Distanz an Arnberger scheiterte und Castellano aus 3 m (!) im Nachschuss einen Viktoria-Spieler auf der Torlinie traf. Wahnsinn! Die Viktoria roch Lunte und hatte nun ihre stärksten 10 Minuten. In dieser Phase war jetzt Keeper Gessl gefordert, der zwei glasklare Möglichkeiten zunichte machen können - unter anderem hielt er einen Kopfball aus drei Metern bravourös. Und als man sich mit dem torlosen Remis mehr oder weniger abgefunden hatte , zeigte der Unparteiische 3 Nachspielminuten an. Die Viktoria bekam nahe der Outlinie einen Foulfreistoß zugesprochen. Der eingewechselte Milic trat an und bugsierte das Leder einfach scharf in den Strafraum. Und zum Entsetzen aller ASV-Fans landete der Ball plötzlich im Siegendorfer Tor. Ob der Ball dabei abgefälscht wurde, kann ich angesichts der vielen Spieler beider Mannschaften im Strafraum nicht beantworten. Spielt aber auch gar keine Rolle, weil der Ball im Netz lag - und allein das zählte. Am Ende beißen den (Drittvor)Letzten doch noch die Hunde...
Die demoralisierte Siegendorfer Mannschaft versuchte in der verbleibenden Nachspielzeit noch einmal alles, blieb aber erfolglos und musste als bessere Elf geschlagen das Feld verlassen.

83. Minute: Oscar Castellano schießt aus 3 m einen Viktora-Verteidiger auf der Torlinie an!

Wirklich schade, weil sich unsere Burschen  für einen starken Auftritt nicht selbst belohnt haben. Aber wer so viele hochkarätige Möglichkeiten auslässt, wird eben meistens bestraft. Diese alte Fußballweisheit mussten wir schmerzlich über uns ergehen lassen.
Das Auftreten der Mannschaft war aber sehr in Ordnung. Jetzt gilt es, den Elan und den Willen auch ins nächstwöchige Heimspiel gegen Marchfeld mitzunehmen und dort die dringend erforderlichen Punkte einzufahren. Noch ist nichts verloren, und dass die Mannschaft das Potential zum Klassenerhalt hat, das hat sie am Viktoria-Platz über weite Strecken auch bewiesen.

Stimmen zum Spiel:

• ASV-Trainer Kurt Jusits: „Ich kann den Jungs keinen Vorwurf machen. Einzig die Chancenauswertung war nicht gut. Bei zehn Topchancen muss eben auch mal einer reingehen.“ (Kronenzeitung). „Wir hätten zur Pause schon 1:0 oder 2:0 führen müssen. Dass wir nach dem verschossenen Elfmeter noch verloren haben, macht mich sehr traurig. Weil die Mannschaft extrem viel investierte und sich, wie gesagt, zehn Top-Chancen erarbeitete. Selbst mit einem Punkt wäre ich nicht zufrieden gewesen, weil wir die bessere Mannschaft waren. Komplett mit leeren Händen dastehen, hat sich keiner der Spieler verdient.“ (bvz)
• ASV-Präsident Peter Krenmayr: „Leider hat sich die Mannschaft für einen sehr guten Auftritt nicht belohnt. So ist eben der Fußball – manchmal sehr ungerecht. Aber der ganze Verein steht zusammen und die Stimmung ist trotz der schwierigen Lage sehr geut und optimistisch.“ (bvz)
• Viktoria-Co-Trainer Kurt Castek: „Vor der Pause war es ein klassisches 0:0, nach der Pause hatte Siegendorf zuerst mehr vom Spiel. Da hat uns Arnberger im Spiel gehalten und dann hat wir das Glück, dass sich auch noch einen Elfmeter verschossen haben. Dass wir dann ganz am Ende auch noch zugeschlagen haben, ist natürlich ein Stück weit glücklich, auch weil wir nur mehr 10 Mann waren. Am Ende freuen wir uns aber natürlich sehr." (Ligaportal).
• Viktorias Sportlicher Leiter Milos Letic: „Am Ende zählt, dass wir drei Punkte eingefahren haben, wie das Spiel war, fragt in zwei Wochen niemand mehr. Es war nicht so, wie wir uns das vorgestellt hatten, unter dem Strich war es aber erfolgreich.“ (Ligaportal).

Umfangreiches Bildmaterial vom Spiel finden Sie in unserem Webalbum unter folgendem Link:

asvsiegendorf.jalbum.net

Spieldaten:
REGIONALLIGA OST, 18. Runde; Samstag, 04.03.2023, 15.30 Uhr:
SC WIENER VIKTORIA - ASV SIEGENDORF  1:0 (0:0)
Wr. Viktoria: Arnberger; Alhassan, Knasmüllner (60./Hausdorfer), Grodic, Vozenilek, Mwari; Yalovenko, Mwatero, Silva; Bangai, Mihailovic.
Siegendorf: Gessl; Nesovic, Pester, Schmiedl, Zeco; Secco (63./Bacher), Wydra, Frithum (63./Castellano); Jani; Stursa (63./Tompte), Alak.
Gelbe Karten: Abdullah Alhassan (15./Foulspiel), Can Alak (67./Unsportlichkeit), Richy Mwari (76./Foulspiel), Roman Yalovenko (78./Kritik), Eleoneai Tompte (82./Unsportlichkeit), Dominik Wydra (80+1./Foulspiel).
Gelb-Rote Karte: Abdullah Alhassan (70./Foulspiel).
Tore: 1:0 David Milic (90./Freistoß)
Ort: Sportplatz SC Wiener Viktoria.
Zuschauer: 350.
Wetter: 11,6° C (sonnig, aber kalt).
Schiedsrichter:  Erik Karner.
Assistenten: Wolfgang Ginda, Marco Klestil.

Statistik:
Tore: 1:0
Gelbe Karten: 3:3
Gelb-Rote Karten: 1:0
Schüsse aufs Tor: 7:8
Schüsse neben das Tor: 10:9
Eckbälle: 4:11
Ballbesitz: 58 : 42 %
Datensätze:  aiscore.com

Presseberichte:
[09.03.2023] Verpatztes Jusits-Debüt | Quelle: bvz-Printausgabe vom 09.03.2023, Seite 70 (pdf-Download unten)
[08.03.2023] Wie das Spiel war, fragt in zwei Wochen niemand mehr | Quelle: Ligaportal
[06.03.2023] Punkte müssen her | Quelle: Kronenzeitung-Burgenland Nord vom 05.03.2023, Seite 38 (pdf-Download unten)
[05.03.2023] Trainereffekt bleibt in Siegendorf vorerst aus | Quelle: Ligaportal
[05.03.2023] Bittere Pleite in Überzahl bei Jusits-Debüt | Quelle: Kronenzeitung-Burgenland Nord vom 05.03.2023, Seite 65 (pdf-Download unten)

© asv-siegendorf.at-Redaktion, 05.03.2023, 15.00 Uhr; Update: 09.03.2022, 09.00 Uhr.